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Les Pyramides |
Südmarokko – Les Pyramides – Die
Sonne hat uns wieder! Während dem Tag angenehme 32 Grad, nachts so um 20 Grad.
Die Luftfeuchtigkeit geht selten über 15%. Sonnenbaden und Nichtstun ist
angesagt. Nicht ganz, wir kümmern uns seit unserer ersten Ankunft in Merzouga zwischendurch immer wieder um einen kleinen Hund. Vorher hat sich ein nettes Italienerpaar um ihn gekümmert. Er hat sich in den vergangenen Wochen sehr gemacht. Aus dem sehr ängstlichen, struppigen, mit einer schlimmen Augenentzündung versehenen Tier ist ein stattlicher Hund geworden. Als wir zwei Wochen weg waren wurde er auf dem Platz auch nicht mehr gesehen. Kaum waren wir wieder in Merzouga stand er, zwar ein bisschen verlegen, wieder vor unserer Tür. Seinen Namen Cagnolino haben wir vom Italiener übernommen. Er kommt mit uns auch auf die höchste Düne des Erg Chebbi! Er bleibt immer beim langsameren von uns beiden. Ein richtiger Berber-Wüstenhund.
Auf unserem Lieblingsplatz sind wir zwischenzeitlich nun fast alleine. Die französischen Caravans sind weg, dafür wird das Dorf Merzouga und die Umgebung von mehreren Horden spanischer Off-Road und Quad-Fahrer terrorisiert. Die nach der letzten Mode und in allen Farben ausstaffierten Quad Fahrer (innen) wirbeln mit Vorliebe auf dem Dorfplatz einen Haufen Staub auf während ein zerlumpter Marokkaner Junge uns mit treuen Augen frägt, ob wir für ihn und seine Bedürfnisse 1 Dirham hätten! 1 Dirham ist 0.1 Euro. Die Off-Road Heinis fahren mit Präferenz zu allen Tag und Nachtzeiten durch unseren Camping Platz zu den Dünen. Alle Blumen und Sträucher werden niedergemacht. Schreiende Arroganz direkt importiert von Spaniern. Diese lernresistenten Nachkommen der ehemaligen imperialen Kolonialherren haben offensichtlich den Zugang zur Neuzeit verpasst. Sie vergessen, dass sie in diesem schönen Land nur Gäste sind. "Sie sind nur die Osterwoche hier und dann sind sie wieder weg", erklärt uns ein marokkanischer Führer, "eben wie eine dumme Grippe!"
Seit es um den 20. März zu einer Aushebung von terroristischen
Gruppen in einigen Städten von Marokko gekommen ist sind auch die meisten französischen
Caravan Fahrer verschwunden, oder wenigstens hier in Merzouga. Von diesen „Je
suis Charlie-Typen“ haben wir sehr viele gesehen, aber scheinbar hatte es in früheren Jahren noch mehr davon! Bereits
nach dem schlimmen Attentat in Tunesien haben sich deren Reihen in Marokko markant gelichtet.
Keiner von ihnen hat die Courage den französischen Spruch dick und fett auf den
Caravan schreiben zu lassen. „Ce n'est pas bon!“ erwiderte einer auf meine gefährlich
unschuldig formulierte Frage. Aha. Vielleicht wäre dann ja „Je ne suis pas
Charlie!“ gefahrloser…?
Ihre Abwesenheit führt nun zu
schlechterem Geschäftsgang auf den auf Asphalt erreichbaren Campingplätzen.
Schade - auch schon deshalb, dass wir
uns nicht mehr amüsieren können, was Franzose so alles mitnimmt oder besser
mitschleppt. Grosser und ausgezeichnet ausgerüsteter Caravan, ein Motorroller,
ein Quad und sogar manchmal auch zusätzlich ein Motorboot. Einige schleppen
sogar auf einem Anhänger ein Zweitauto mit oder ein Smart parkt elegant im
Caravan. Diese Fahrzeuge brauchen sie, falls im Nachbardorf das Brot einen Dirham günstiger ist als auf dem Campingplatz. Zwei Fernseher, die französische Dame schaut natürlich ein anderes Programm. Der
Stromverbrauch dieser ultra-modernen Caravans (hochmoderne Backofen, 2000 Watt Haartrockner, Waschmaschine und Brotbackgerät) ist
orbitant, davon zeugen die manchmal ausgebrannten Steckdosen auf den
Campinplätzen. Das Durchschnittsalter ist irgendwo zwischen 65 Jahre und fast
tot. Mit stark fortgeschrittenem Alter steigen diese Asphalt-Tiger nur noch mit Gehhilfen aus. Einen
mit Rollator haben wir noch nicht gesehen. Tagsüber sind sie entweder mit dem Reinigen des Caravans oder mit dem Feinausrichten der automatischen Satellitenanlage beschäftigt. Franzosen in Marokko sehen unglaublich viel fern. Das könnten sie in Frankreich ja wohl auch.
Den Wein nehmen sie in vielen 10
oder auch 20 Liter Gebinden mit, dafür brauchen sie natürlich einen zwei-achsigen
Anhänger. Zufällig steht dort drinnen auch ein bumsvoller 800 Liter
Tiefkühlschrank. Franzosen nehmen von zu Hause fast alles mit. Wenn solche umfassend ausgerüstete Caravans in einem mittleren
Berberdorf ans Stromnetz gehen, dunkeln ganze Strassenzüge ein. Diejenigen mit
den teuersten und grössten Wohnstuben suchen sich mit grosser Akribie, wenn es
irgendwie geht, den günstigsten Campingplatz oder stellen sich bei Agadir kostenlos
auf die berühmte Platte. Diese wird dann regelmässig von der Polizei geräumt
und dann überfallen Tausende dieser französischen Caravan-Heuschrecken die
umliegenden Dörfer und Städte. In Tafroute, dies ist im Anti Atlas Gebiet, hat
die Polizei rasch gehandelt und auch bei den freistehenden Caravans 50 Dirham pro
Nacht eingezogen. Das empörte Schimpfen haben wir bis weit in die Wüste gehört.
Es mag sein, dass ich ein wenig
übertreibe, natürlich übertreibe ich ein wenig, aber ein Körnchen Wahrheit ist fast überall dabei!
Kompliment! Wie immer schöne Bilder und ein feines Gespür für die Wirklichkeit abseits der Touristenromantik! Ich bestätige: es ist nur ein gaaaanz klein wenig übertrieben, ihr habts auf den Punkt getroffen und gut beobachtet. Gruss, die Freundin eurer Nachbarin
AntwortenLöschenAmüsiert haben wir Eure vielleicht etwas überspitzt formulierte Beschreibung französischer Camper gelesen. Weiterhin schöne Reise.
AntwortenLöschenAlbert + Rita