Dienstag, 5. November 2019

Balkan-Route / Slowenien


Unsere Reise in den Balkanländer geht weiter. Camionette steht wieder mit Schnauze Richtung Eidgenossenschaft. Ausnahmsweise wagen wir uns auf die Schnellstrassen. In Montenegro fahren wir aber wieder die Kotor Bucht ab, sie war bei der Zufahrt im September so schön ... asä schön. Leider tummeln sich in Kotor wieder Horden von Kreuzfahrt Pappnasen. In der Konsequenz fliehen wir wieder - wie so oft. 100 Kilometer nach Dubrovnik fahren wir auf die Autobahn und erleben etwas vom bergigen Hinterland von Kroatien, farbenmässig ist der Herbst eingezogen. Eine neue, arschglatte Autobahn mit idyllischen Raststätten, aber wir sind beinahe alleine – merkwürdig – hie und da ein Fahrzeug.

In Sibenik geht’s endlich runter und direkt in den Nationalpark Krka. Der Park umfasst die Karstquellen des Flusses Krka. Der geführte Lehrpfad führt uns am Manojlovacer Wasserfall vorbei. Im Nationalpark Krka wurden die Filme „Winnetou I“, „Old Shatterhand“ und „Unter Geiern“ gedreht. Wir stehen an der gleichen Stelle wo einst der österreichische Kaiser Franz Joseph I und seine Sissi gestanden sind - Robert zieht für das Foto Shooting achtungsvoll seine Uniform an! Unsere Beherbergung ist auf dem hübschen Marina Camp. Reisemobile sehen wir nur noch selten, wir sind eine Art Besenwagen vor dem Saisonschluss.

Auf viele Tipps hin haben wir uns entschlossen der Hauptstadt von Slowenien einen Besuch abzustatten. 4 Kilometer südwestlich der Altstadt finden wir den praktischen und zweckmässig eingerichteten Park and Ride Dolgi Most. Hier gibt es 10 gute Stellplätze für Reisemobile, mit Strom, Wasser, Entsorgung und WLan. Da es Wochenende ist, sogar kostenlos! Mit dem Bus 6 sind wir in 10 Minuten in der Altstadt. Ein grosses Dankeschön an die Stadt Ljubljana!

Wir haben noch mehr Glück. Am Sonntag wird der Ljubljana Marathon 2019 ausgetragen und wir entschliessen uns die Stadtbesichtigung mit diesem Anlass zu kombinieren. Es gab gar nichts zu kombinieren. Der Marathon und die Organisation dazu beherrschten an diesem Wochenende Ljubljana. Die ganze Stadt war auf den Beinen und die Menschen fieberten diesem Anlass entgegen. Der Enthusiasmus der Leute hat uns sehr berührt. Mehr als 7 Stunden nach dem Start applaudierten noch tausende von Leute frenetisch den letzten Mohikanern.

Beim Start waren wir als Zuschauer unmittelbar in der ersten Reihe. Die Welt Marathon-Elite war am Start und wir konnten hautnah die strammen Langstreckenläufer/innen aus Kenia und Äthiopien bewundern. Nach dem Start ziehen über 20‘000 Teilnehmer an uns vorbei. Das schrägste war, neben den Clowns, Indianern, Karnevalisten, oder der aufgebretzelten Dame mit dem Sport-Kinderwagen mit Baby, ein Läufer mit einem Hund auf 3 Beinen.

Während dem Marathon wursteln wir uns zwischen den Absperrgittern durch die Innenstadt, essen kranjska klobasa (geräucherte Brühwurst), trinken slowenischen Rotwein und etwas später das klassische Bier Union Svetlo Nefiltriano pale. Den Marathon Zieleinlauf beobachten wir vom hoch auf dem Hügel liegenden Schloss Ljubljanski Grad aus. Wir haben ausgezeichnetes Wetter, es ist warm und die Stimmung ist einmalig.

Den Marathon hat bei den Frauen Bornes aus Kenia in 2‘21‘26 und bei den Männern Kekile aus Äthiopien in 2‘07’29 gewonnen. Der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister Bekele landete auf dem 9. Platz. Vermutlich hatte er den ultra-schnellen Berlin Marathon noch in den Beinen. Dort hatte er zwar gewonnen aber die zusätzliche Weltrekord-Prämie von 50‘000 EURO um 2 Sekunden verpasst. Die Strapazen vom heutigen Marathon haben wir ihm gut angesehen. Zuerst wollte Maria ihn und Robert auf einem Bild verewigen aber es wäre nicht fair gewesen.

Wir beschliessen diesen wunderschönen Sonntag und essen hervorragend in der:

tratorija s picami AZUR, Cesta na brdo 33, Ljubljina
Offensichtlich eines der besten Lokale in Ljubljana!

kleine Episode am Rande im Krka Nationalpark:
Eine 40-jährige Kreuzfahrt Pappnase erklärt uns mit intelligentem Gesicht, das ihr Kreuzfahrtschiff in Zagreb vor Anker liegt und er hier nun den Nationalpark besucht.
„...in Zagreb vor Anker...?“, wiederholen wir beide ungläubig - „Ja, ja,  Zagreb, Zagreb ist eine schöne Stadt!“, mitleidig ob so viel Unwissenheit hat er uns angeschaut.
„Ah...so, Zagreb!", und wir beide gucken auch so intelligent wie möglich.

Dubronvik


slawischer Haarschnitt

Krka Nationalpark








in Ljubljana: France Preseren, über ihm die Dichter-Muse mit Lorbeerzweig
(grösster slowenischer Dichter)

Schloss Ljubljana

Die 3 Brücken von Ljubljana







Was mag wohl in diesen Köpfen der Weltelite vor dem Start vorgehen?
(zweite Person von rechts ist Bornes, die spätere Siegerin bei den Frauen)

5 Sekunden vor dem Start
(vierte schwarze Person von rechts Kelkile, der spätere Sieger bei den Männern)

Die Marathon Welt-Elite startet durch!
(16 der unter den ersten 20 Platzierten waren Äthiopier oder Kenianer!)

Zieleinlauf Kelkile vom Schloss aus

Er hat exakt für 3 Stunden nach dem Start eine Pizza an den Zieleinlauf bestellt...
...zeitgerecht ist er angekommen und hat sich sofort über die Pizza hergemacht!


Apollonia mit kranjska klobasa
Die slowenische Brühwurst ist (noch) nicht UNESCO Weltkulturerbe!
Dieses Bier war echt gut!




Freitag, 1. November 2019

Albanien V



Das schöne Drinos Tal zieht sich bis zu Ali Paschas Geburtsstadt Tempelenë hin. Nach vielen Kilometern und am Schluss auf einer mit tiefen Schlaglöchern und Querwellen versehenen Landstrasse erreichen wir Berat. Die mittelalterliche Stadtburg und zugleich Altstadt liegt hoch auf einem steilen Berg. Die Altstadt liegt mitten in der Burg, rund herum beschützen hohe Mauern die Einwohner. Unten schlängelt sich der mächtige Fluss Osum durch die hübsche Landschaft. Auf der grossen Brücke verkaufen Bauern ihre landwirtschaftlichen Produkte, hier insbesondere die fruchtigen, grosskalibrigen Oliven. Es hat etwas von einem mittelalterlichen, osmanischen Ambiente.

Der Hingucker von Berat sind die gut erhaltenen Wehr-Wohnhäuser mit ihren schneeweisen Fassaden und den braunen Fenstern. Die Häuser sind eng in einander geschachtelt und weisen eine eigene geometrische und strenge Ordnung auf. Berat wird deshalb Stadt der Tausend Fenster genannt. In der historischen Altstadt finden wir einen äusserst freundlichen Schnitzer. Er fertigt Holzbilder an, alle Motive drehen sich um die Tausend Fenster seiner Geburtsstadt. Natürlich kann er uns eines verkaufen, sieht auch super aus.

Das Sagen haben hier in Berat wieder die Christen, wir zählen mehr orthodoxe Kirchen als Minarette. Die Turmsänger halten sich diskret zurück, höchstens die Hunde versuchen mit ihnen, zwar vergeblich, einen harmonischen Gleichklang zu erzielen. Die schönste orthodoxe Kirche ist aus unserer Sicht die Shën Triadhës, welche im 14. Jahrhundert gebaut wurde und einzelne Bauelemente aus dem 5. Jahrhundert stammen. Herzig, putzig und adrett!

In der Neustadt ist es tagsüber ruhig und wir geniessen die entspannte Atmosphäre auf den blitzsauberen, sehr breiten Boulevards. Am Abend aber geht hier die Post ab. Alles was Rang und Namen hat flaniert auf den breiten Boulevards und der Verkehr auf der Strasse erreicht seinen Höhepunkt. Alle Viertelstunde jagt eine Ambulanz durch die Stadt und hinterher versucht der städtische Linienbus dran zu bleiben. Ein brodelnder Hexenkessel!

Ein Ausflug bringt uns in den letzten Winkel des Osumi Canyon. Zuerst erreichen wir Corovoda und dann geht es wirklich steil bergauf. Wir waren zu Fuss unterwegs! Nach 8 Kilometer erreichen wir Blezencka und geniessen einen herrlichen Blick in diese tiefe, natürliche Rinne, welche der Fluss nach tausenden von Jahren in den Boden gefressen hat. Die Lichtverhältnisse sind aber schlecht und deshalb sind die Fotos nicht wirklich gelungen. Es war aber verdammt heiss und der Aufstieg hat uns sehr viel Schweiss gekostet.

Stadtburg Berat




Stadt der Tausend Fenster




Tal mit dem Fluss Osum

Kirche Shën Triadhës mit Apollonia


schnitzt den ganzen Tag Bilder von Berat "Tausend Fenster"
(natürlich haben wir ihm ein Bild abgekauft)




war vorher die Universität, heute das Hotel Colombo



Osum Canyon





Fahrer von Apollonia